Wie alles anfing

Die Vorgeschichte ist im vorigen Kapitel über Oldenburg im 19. Jahrhundert beschrieben.

Hier noch einmal ein Ausschnitt aus einer Karte von 1851, mit Nachtragungen aus dem vom Vermessungs-Director Freiherrn v. Schrenk genehmigten Plan von 1867.

Die Bahnstrecke kreuzt den „Weg an der Westseite des alten Stadtbusches“ in Höhe des Gutshofes „Haake“).

Der Magistrat der Stadt verzichtete hier auf einen Übergang, weil der Weg an der Westseite des alten Stadtbusches ein „von nur sehr wenigen Interessenten benutzter Gemeindeweg“ war. Der Weg wurde in zwei Abschnitte zerteilt:

  • Der obere Teil erhielt den Namen Sackweg (heute Banater Weg)
  • der untere Teil wurde zum Bahnweg (1880)

Der hier quer laufende Weg von der Alexanderstraße in den Bürgerbusch wurde ebenfalls durch die Bahntrasse zerschnitten. Der Wegabschnitt am Gutshof vorbei zur heutigen Alexanderstraße war aber bereits vor dem Bau der Bahnstrecke aufgehoben und an den Hofbesitzer verkauft worden. Der rechts von der Bahn abgehende Abschnitt ist dagegen als Teil des Wegenetzes im Bürgerbusch bis heute erhalten.

Der größte Teil der Flächen beidseits vom unteren Bereich des Bahnwegs war der Feldstrasse zugeordnet und war vom Bahnbau unbeeinflusst. Lediglich unmittelbar am Bürgerbusch trennte die Bahntrasse eine dreieckige Fläche vom Gutshof links der Bahn ab. Auf diesem abgetrennten Teil wurde dann das erste Haus am Bahnweg (heute Nr. 29) gebaut.

Auch wurden durch die Bahntrasse die drei Flurstücke rechts vom Sackweg durchschnitten. Auf den hierdurch abgetrennten Flächen zwischen der Bahn und dem großen Bürgerbusch sind auf der Karte von 1867 bereits Häuser eingezeichnet, die im Adressbuch von 1882 unter den Nummern 64, 65 und 66 dem Bahnweg zugeordnet wurden. Die Erschließung dieser Häuser ist aus den Karten nicht genau erkennbar: Auf einigen Plänen ist ein Weg direkt neben der Bahnlinie eingezeichnet, während auf anderen Karten der Weg fehlt, so dass es scheint, als ob die Grundstücke über den Waldweg am Bürgerbusch erreicht werden. Sicherlich war die Erschließung der Häuser damals kein Thema.

Die Zeit bis zum Ende des 2. Weltkriegs

Die vor 1911 gebauten Häuser am Bahnweg waren anfangs mit den Hausnummern 1…6 durchnummereriert.

In der Zeit um 1911 wurden in Oldenburg die Hausnummern in vielen Straßen geändert. Auch der Bahnweg war davon betroffen, so daß bei den Nummern 1-6 darauf geachtet werden muss, ob hier evtl. die alte Numerierung vor 1911 zugrundeliegt.

Bis in die Zeit um 1920 gab es keine Elektrizitätsversorgung. In den 30er Jahren war der Bahnweg noch ungepflastert.

Noch 1936 waren im oberen Abschnitt keine weiteren Häuser gebaut worden, während im Bereich von der Feldstraße bis zur Bahn zwischen 1907 und 1934 insgesamt 10 Häuser gebaut wurden.

Die 50er Jahre: der „krumme Bahnweg“

Ein etwa 150m langer Teil des „langen“ Bahnwegs wurde in den 50er Jahren um 40-50m nach Osten verschwenkt, um dort auf beiden Seiten Baugrundstücke zu ermöglichen. Grundlage der Bebauung ist ein aktualisierter Fluchtlinienplan von 1937, der auf Antrag von Anliegern am 14.5.1950 geändert wurde und Mitte der 50er-Jahre in Kraft trat. Neu in den Plan eingezeichnet wurde eine (grün eingefärbte) Stichstraße, die den Bahnweg von der Ecke an der Bahntrasse z-förmig bis zu einer Grundstücksgrenze verlängert. Auf diesem Plan gleicht diese Stichstraße vielen anderen Stichstraßen, die in den 50er Jahren und später gebaut wurden, um neue Baugrundstücke zu erschließen. Diese Straße wurde bis zur ersten Grundstücksgrenze gleich als Pflasterstrasse angelegt. Dies ist noch heute der einzige Abschnitt des Bahnwegs der gepflastert und nicht aspahaltiert ist.

In der Anfangszeit war der krumme Bahnweg auch eine Sackgasse: Der Weg endete an einem Weidezaun. Wer weiter Richtung Norden wollte musste den weiter existierenden Sandweg neben der Bahn nehmen.

Im Fluchtlinienplan von 1950 scheint die Hauptverbindung zum Bürgerbuschweg (gelb markiert) hier über den Wirtsschaftsweg am Rand des Bürgerbusches zu laufen. Der Weg neben der Bahn ist hier nicht eingezeichnet.

Ausschnitt aus einem Übersichtsplan des Bebauungsplans 411

Der (aktuell gültige) Bebauungsplan 411 vom 16.7.1971, der für das Gebiet des unteren Bahnwegs mit von Borris-Strasse gilt zeigt in einem kleinen Übersichtsplan den gesamten Bahnweg. Dort besteht der Bahnweg aus 3 Abschnitten,

  • dem unteren Abschnitt von der Feldstraße bis zur Bahn (hier rot eingefärbt)
  • und dem oberen Abschnitt, der vom Bürgerbuschweg aus parallel zur Bahn verläuft. Allerdings „versickert“ dieser Strassenabschnitt etwa auf Höhe der Nr. 96 von wo ab die Straße nur noch gestrichelt eingezeichnet ist, bis sie dann etwa in Höhe der Nr. 78 endet!?
  • Von der anderen Seite schlängelt sich der krumme Bahnweg bis etwa zur Nr. 66, um dort in einem Wendeplatz zu enden.

Zusätzlich ist der Wirtschaftsweg am Rand des Bürgerbusches eingezeichnet.

Erschließung der Grundstücke am oberen Bahnweg

Aus den Plänen in der Vergangenheit ist der Verlauf des oberen Bahnwegs oft uneindeutig.

  • Auf einigen Karten ist direkt neben der Bahnstrecke ein Weg zum Bürgerbuschweg eingezeichnet,
  • andere Karten zeigen den Randweg am Bürgerbusch und
  • oft sind beide Wege eingezeichnet.

Dass im Jahre 1935 beide Wege zumindest für Spaziergänger möglich waren zeigt ein Artikel der „Nachrichten für Stadt und Land“: In der Ausgabe vom 19. April 1936 werden unter „Oldenburger Wanderungen“ mehrere Touren beschrieben, die auch über den Bahnweg führen.

So steht bei der Tour 33

Wir wandern die erste Feldstraße weiter bis zur zweiten Straße links, dem Bahnweg. Dieser wundervollen Eichenallee folgend, beginnt jetzt der schönste Teil der Tour. Bei einer Zweigung des Weges nehmen wir den Fußweg geradeaus an der Bahn entlang. Hier zeigt sich uns rechts etwas zurückliegend der Große Bürgerbusch. Ein reizvolles Bild bieten die drei in gleichen Abständen davorliegenden Häuschen.

Die Tour 34 verläuft bis zur Weggabelung wie die vorige. Diesmal statt des Wegs an der Bahn der Weg rechts ab durch den Bürgerbusch vorgeschlagen. Auch hier wird dieser Teil als schönster Teil der Tour beschrieben.

Die beiden Routen sieht man heute am besten, wenn man vom Bürgerbuschweg aus in den Bahnweg kommt:

Nach dem Einbiegen in den Bahnweg gabelt sich die Straße in eine schnurgerade verlaufende Wegstrecke, die am Gartenbauamt vorbei bis zur anderen Seite des Bürgerbusches führt und eine rechts abknickende Straße, die dann direkt an der Bahnstrecke entlang verläuft.

Am äußeren Rand des B-Plans 293 links der Bahn ist auch der Bahnweg aus der Zeit um 1964 zu sehen. Damals verlief der Weg direkt neben der Bahn vom Bürgerbuschweg bis zum Grundstück vom Haus Nr. 96. Der weitere Verlauf wird nur durch eine gestrichelte Linie angedeutet. Auf den danach folgenden 3 Flurstücken sind an der Bahnseite bereits großzügig Flächen abgeteilt, die deutlich breiter sind als die Straße. Nur das damals noch deutlich größere Flurstück Hausnummer 78 ist hier noch ungeteilt. Hier liegt die heutige Verbindung zum krummen Bahnweg.

Während Freileitungen für die die Elektrizitätsversorgung weitgehend unabhängig vom Straßenverlauf verlegt werden konnten war der Ausbau des Abwassernetzes in den 60er Jahren sicherlich nur möglich, wenn die Lage der Straßen exakt festgelegt waren. Daher erscheint der „Lückenschluss“ am oberen Ende des krummen Bahnwegs letztendlich sinnvoll. Aber gerade hier gibt es noch offene Fragen…

In den textlichen Festsetzungen des Bebauungsplans wurde übrigens auch der „Endausbau des Bahnwegs“ erwähnt, der wohl hoffentlich nie erfolgt. Fußgänger wurden auf Bürgersteige verbannt und Radfahrer kamen da nicht vor… der „Endausbau“ wäre sicherlich aus heutiger Sicht nicht mehr erstrebenswert…

Die Planung der 50er und 60er-Jahre hatte eine autogerechte Stadt zum Ziel. In diesem Zusammenhang hatte sich die Stadt teilweise großzügig Flächen gesichert, während die bestehende Bebauung und die vorhandenen Grundstücksgrenzen an einigen Stellen einem solchen Ausbau im Weg standen – und auch heute noch stehen. (siehe z.B. Bebauungsplan 411). So steht z.B. das Eckhaus zur von-Borris-Strasse (Bahnweg Nr. 22) zu einem Drittel auf einer „nicht überbaubaren Grundstücksfläche“. Hier sollte wohl ein überdimensioniertes Sichtdreieck entstehen…

Aktuelle Situation

Das damalige Ausbauziel entspricht nicht mehr den heutigen Vorstellungen. Deswegen ist es sicherlich vorteilhaft, wenn sich nicht alle Ausbaupläne verwirklichen ließen.

In „gewachsenen“ Strukturen, wie am Bahnweg wechseln daher schmale Wegstrecken mit großzügig ausgelegten Straßenabschnitten, wo Flächen neben der Straße bereits durch die Stadt befestigt wurden.

Der Bahnweg gliedert sich weiterhin in drei Abschnitte:

  • „Dicker“ Bahnweg

Er umfasst den unteren Abschnitt von der Feldstrasse bis an die Bahntrasse und ist beidseitig bebaut. Hier gilt der Bebauungsplan 411 vom 5. November 1971.

  • „Krummer“ Bahnweg

mit dem verschwenkten Abschnitt in der Mitte. Hier gilt der Fluchtlinienplan 15 vom 23.4.1937 mit der Änderung vom 3.8.1953, wie weiter oben beschrieben.

  • „Dünner“ oder „langer“ Bahnweg

für die lange Strecke neben der Bahn, die nur einseitig bebaut ist. Hier gibt es bisher keine Bebauungsplanung.

Der Hinterlängsweg zum Bahnweg

Die oben beschriebene alternative Wegstrecke (Randweg vom Bürgerbusch) existiert nach wie vor. Der erste Teil ist die vom Bürgerbuschweg abgehende Zuwegung zum Gartenbauamt. Bis an den Parkplatz des Gartenbauamts ist der Weg asphaltiert, geht dann in einen breiten Streifen mit Kopfsteinpflaster über, um dann als ungepflasterter Waldweg hinter den Grundstücken des Bahnwegs weiter bis an den nördlichen Rand des Bürgerbuschs zu führen. In einigen aktuellen Karten werden Abschnitte dieser Wegsstrecke als Peterstraße bezeichnet. Dies mag sogar ein Grund sein, weshalb hier immer mal wieder LKWs „gestrandet“ sind, die in die Peterstraße in der Innenstadt wollten.

Nach 500m führt der Weg auf eine Kreuzung, von der dann nach rechts ein etwa 150m langer Weg direkt zum Bahnweg zurück führt. Für Fußgänger und Radfahrer ist dies weiterhin eine Alternative zum Bahnweg. Dieser „Hinterlängsweg“ ist in den Daten des Landesamts für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen auch weiterhin als Wirtschaftsweg gelistet im Unterschied zu den anderen Wegen im Bürgerbusch, die als Fuß- und Radwege gekennzeichnet sind.