Eingrenzung
Obwohl der Stadtteil schon durch die Autobahnabfahrt Bürgerfelde wohl bekannt ist sind Lage und Grenzen des Stadtteils den meisten unklar. Auch wir als Zugezogene waren lange unsicher, in welchen Stadtteil wir denn gezogen sind. Im Unterschied zu Stadtteilen wie Nadorst, Osternburg , Ohmstede oder Eversten gibt es in Bürgerfelde keinen älteren Ortskern, aus dem sich der Stadtteil entwickelt hat. Zudem sind Teile des Gebiets unter anderen Bezeichnungen wie Rauhehorst oder Dietrichsfeld bekannt was zusätzlich für Unklarheit sorgt.
Mitte des 19. Jahrhunderts war das Gebiet noch weitgehend unbebaut. Zur Erschliessung wurde planmäßig ein rechteckiges Wegenetz angelegt, das kein Zentrum vorgibt. Ein historischer Ortskern fehlt aus diesem Grund. Weitere Details sind auf der Seite zur Geschichte des Bahnwegs zu finden.
Auf der nachfolgenden topografischen Karte aus Mitte des 19.Jh sind die Grenzen der Stadtgemeinde Oldenburg rot eingefärbt. Der von der oberen Spitze des Bürgerbusches nach Südosten verlaufende Scheideweg markiert die Grenze zwischen dem städtischen Land und dem gräflichen Land. Nach Westen ist die Grenze durch einen Wasserlauf bestimmt und daher sehr kurvig. Insgesamt ist die Fläche damit wohl deutlich größer als die (ebenfalls rot markierte) Fläche der Innenstadt. Die Eisenbahnstrecken wurden nachträglich eingezeichnet. Sie durchschneiden das zuvor angelegte Wegenetz.
Bis heute sind die farbig eingezeichneten Grenzen in den amtlichen Unterlagen unverändert präsent: Die Flächen des Bürgerfeldes gehören zur Gemarkung Oldenburg, wähernd die umliegenden Flächen der Gemarkung Eversten zugeordnet werden.
Heute dominiert die Alexanderstraße mit den Einkaufsmöglichkeiten das Straßenraster, gibt aber auch kein Zentrum vor. Der Name Bürgerfelde dürfte heute im wesentlichen durch die Autobahnabfahrt präsent sein.
Im Stadtteil-Entwicklungsplan Ofenerdiek, Bürgerfelde/Dietrichsfeld der Stadt Oldenburg in der Fassung vom 15.10.1979 wird der gesamte Oldenburger Nordwesten in die Bereiche Ofenerdiek und Bürgerfelde/Dietrichsfeld eingeteilt. Grenzen der Planungsgebiete sind hier die Autobahnen, so dass z.B. die Gebiete östlich des Scheidewegs, die historisch gesehen außerhalb von Bürgerfelde liegen, bis zur A293 zum Planungsgebiet Bürgerfelde/Dietrichsfeld zugeschlagen worden. Im Süden begrenzt der Stadtring und die A28 Richtung Leer das Planungsgebiet.
Der Scan ist leider etwas verzerrt, trotzdem sollten die Grenzen gut erkennbar sein. Der Bereich um die gestrichelt gezeichnete Grenze zwischen Ofenerdiek und Bürgerfelde/Dietrichsfeld lag damals direkt in der Einflugschneise des Flughafens und war daher nur wenig bebaut. Der Bürgerbusch ist direkt über dem „D“ der Beschriftung „Bürgerfelde“ in der Kontur gut erkennbar. Die Stadtbezirke sind
in Anlehnung an historische Bezüge und die Zentralität bestehender oder zu entwickelnder Infrastruktureinrichtungen abgegrenzt worden.
Stadtteileintwicklungsplan Ofenerdiek, Bürgerfelde/Dietrichsfeld 1979, Seite 2
Als zentrale Infrastruktureinrichtungen sind hier Schulzentren gemeint.
Der obige Ausschnitt zeigt an drei Stellen (durch Doppelpfeil) eine geforderte „fussläufige Durchgängigkeit“ der Bahnstecke. Das schloss auch die Verbindung zwischen Bürgerbusch und Gutspark Dietrichsfeld auf dem mittleren Abschnitt des Bahnwegs ein. Keine dieser Verbindungen wurden realisiert. Auch beim Neubau der Bahnüberführung Alexanderstrasse wurde die Gelegenheit verpasst
Das gilt auch für das übrige Fuß- und Radwegenetz: Es sind nicht nur keine neuen Verbindungen geschaffen worden, sondern im Gegenteil Verbindungen weggefallen. Wenn das damalige Netz ausgebaut und ggf auch durch neue Wege ergänzt worden wäre, würde das Radfahren hier sehr viel entspannter sein…
Aktueller Stand
Auf der Internetseite der Stadt Oldenburg wird Bürgerfelde gemeinsam mit Wechloy genannt, ohne dass aber die Lage beschrieben wird. Auf anderen Seiten wird Bürgerfelde zwar recht genau abgegrenzt, wobei aber die Grenzen teilweise sehr wenig mit der Realität zu tun hat, wie z.B. auf dem Immobilienportal im immobilienscout24.de, wo alles rechts der Alexanderstraße nicht zu Bürgerfelde gehört. Die Phantasiegebilde der Immobilienwelten sind wohl eher durch Vermarktungsmöglichkeiten oder andere Gesichtspunkte bestimmt, wo die Stadtteilbezeichnungen nur sehr unscharf benutzt werden.
Der Stadtentwicklungsplan, der als „step 2025“ vermarktet wird zeigt den Namen Bürgerfelde auf vielen Plänen auf dem Bürgerbusch. Mit der Zerstückelung des Bürgerfelds seit 1800 sind auch neue Ortsbezeichnungen entstanden. So ist auf vielen Karten die Bezeichnung Dietrichsfeld dominierend, auch wenn dies nur ein Teil des Bürgerfelds ist. Wie man es auch dreht: Die ehemals große Fläche ist zusammengeschrumpft. Die Stadtteilbezeichnungen sind auf unterschiedlichen Karten widersprüchlich und es gibt keinen klaren Kern von Bürgerfelde.
Erstaunlicherweise ist es im benachbarten Ofenerdiek anders. Obwohl auch dort keinerlei historischer Ortskern vorhanden ist gibt es am (nicht mehr existierenden) Bahnhof Ofenerdiek ein klares Zentrum und die Bewohner scheinen sich dort auch mit ihrem Stadtteil zu identifizieren.
Die untere Karte zeigt auch noch eine Kuriosität für uns Bahnweganlieger: Der Einzugsbereich des zentralen Versorgungsbereichs „(ZVB) Alexanderstraße I“ umfasst auch den Bahnweg obwohl die Bahntrasse ja Umwege über die Bahnübergänge erfordert, so dass zum Erreichen der nahegelegenen Versorger weitere Strecken zurückgelegt werden müssen. Andere Bewohner, die zwar außerhalb des Bereichs aber auf der anderen Bahnseite wohnen, haben ggf. kürzere Wege. Will die Stadt uns da etwa doch noch einen Übergang bauen?
Im Stadtentwicklungsprogramm der Stadt Oldenburg finden sich auch Berichte zu den „Stadtteilzentren“. Insgesamt 15 Stadtteilzentren wurden im Rahmen von step2025 aufgestellt. Zu jedem der Zentren wurden Workshops veranstaltet, zu denen die Bewohner im betroffenen Gebiet eingeladen wurden. Der dicke Bahnweg gehört mit der linken Seite zum Planungsbereich des Stadtteilzentrums „Alexanderstraße_Nord“, während der übrige Bahnweg außerhalb liegt. Zum Workshop im Oktober 2015 sind allerdings keine betroffene Anwohner erschienen (zum Vergleich: in Ofenerdiek sind fast 100 Personen und in 4 weiteren Workshops wurden Zahlen zwischen 30 und 40 genannt). Das zeigt aus meiner Sicht schon, dass hier wenig Identifikation mit dem Bereich gibt.
Auf den aktuellen Internetseiten der Stadt Oldenburg sind auch Stadtteile nicht mehr präsent: Die „statistische Feingliederung“ basiert nach wie vor auf den Grenzen des Stadtentwicklungsplans von 1979. Allerdings werden hier nur noch Zahlen genannt – wir gehören zusammen mit Ofenerdiek zum statistischen Bezirk 6, der dann weiter in 6a (Bürgerfelde) und 6b (Ofenerdiek) zerfällt. Der Bahnweg liegt dabei im Block 671. In der Bürokratie sind wir also bestens einsortiert…
Die Stadt Oldenburg wird auch weiterhin ihrem Markenbild der „Übermorgenstadt“ treu bleiben: Der Stadtentwicklungsplan 2025 wird nahtlos durch ein neues Konzept „ISEK Oldenburg 2050 | 2035“ ersetzt, das noch bunter und schriller daherkommt. In blumigen Worten werden wieder neue Versprechen gemacht. Dabei wird es leider auch immer schwammiger. Der „Bodenkontakt“ kommt da völlig abhanden.