Während die vorherigen Seiten (Oldenburg im 19. Jahrhundert, Geschichte des Bahnwegs Teil 1…) sich mit der Lage des Bahnwegs und der Umgebung auseinandersetzen soll hier die Bebauung detaillierter aufgezeigt werden

Ergänzend hatte ich eine Karte des Bahnwegs mit allen Häusern erstellt. Diese Karte sollte ein erster Entwurf sein. Ich hoffe auf reichlich Kritik, Infos und Hinweise von den Nachbarn.

Die ersten Häuser

Auf der Karte von Hotes von 1850 ist die Fläche zwischen dem Weg westlich vom Stadtbusch (heute Banater Weg) und dem Bürgerbusch in 3 große Flurstücke aufgeteilt, die aber zu der Zeit noch nicht bebaut waren. Durch die diagonal durchlaufende Bahntrasse wurden am Bürgerbusch Flächen abgetrennt. Eine weitere Fläche entstand durch die Zerschneidung des (inzwischen vergrößerten) Grundstücks des Gutshofes. Auf dieser Fläche wurde 1867 das erste Haus am Bahnweg gebaut (heute das Haus Nr. 29). In der Karte von 1869 sind auch auf den drei Flächen am Bürgerbusch Häuser eingezeichnet. Die Erschließung dieser Häuser ist aus den Karten nicht genau erkennbar: Auf einigen Plänen ist ein Weg direkt neben der Bahnlinie eingezeichnet, während auf anderen Karten der Weg fehlt, so dass es scheint, als ob die Grundstücke über den Waldweg am Bürgerbusch erreicht werden. Im Adressbuch von 1882 wurden die Häuser zwar dem Bahnweg zugeordnet, mit den Nummern 59 und 64-66.

 

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Königl. Preuss. Landes-Aufnahme 1898 (Quelle Stadtmuseum Oldenburg)

Bis zur Jahrhundertwende hatte sich am Bahnweg selbst noch wenig getan. An der Bahntrasse ist im Bereich des heutigen Bahnübergangs Alexanderstraße ein Haltepunkt sowie ein kleiner Abzweig zu einer Fabrik eingetragen. Die Fabrik lag im Bereich des heutigen Streekenwegs.

Das regelmäßige Raster der Straßen (insbesondere) links der Bahnlinie unterscheidet sich deutlich vom kurvigen Straßenverlauf rechts vom Scheideweg.

Karte von Bürgerfelde 1923
Angefertigt auf der Vermessungs-Direktion Oldenburg 1923 (Quelle Stadtmuseum Oldenburg)

1923 sind die ersten Häuser am unteren Ende des Bahnwegs eingetragen. Die Flurstücke sind dort deutlich kleiner. Das ist auch in anderen Baugebieten links der Bahn zu sehen: Größere Flurstücke wurden in schmale aber lange Grundstücke aufgeteilt, die jeweils mit einem Haus bebaut werden. Hinter jedem Haus ist Platz für einen Garten.

Im Straßenverzeichnis von 1922 ist die Lage des Bahnwegs wie folgt beschrieben

Bahnweg Bez.7
Außerm Heil.-Geisttor. Von der 1. Feldstraße ab.

Links
15 ‚Meyer, Hinr., Hilfszeichner.
     Schmahlfeldt, Karl, Schaffner.
29 ‚von Reeken, Johann, Arb.

Rechts

12 ‚ Schuhmacher, Christ., Zimmerm.-Ww.
16 ‚Harzmann, Heinr., Tischler.
     Janßen, Sophie, Steindrucker-Ww.
20 ‚Brötje, Ahlert, Maurer.
22 ‚Krause, Friedr., Leitungsaufseher.
24 ‚Rose, Joh., Zimmerm.
50 ‚Walljes, Joh., Tischlermstr.

     Kraus, Wilh., Monteur
78 ‚Osterthun, Friedr., Arb.

     Heitmann, Joh., Eisenb.-Schaffner.
     Wempe, Diedr., Maurer
96 ‚Rose, Joh., Invalide

     Rose, Diedr., Maurer

Strassenverzeichnis von Oldenburg 1922

Die Nummerierung der Häuser beginnt nun an der Feldstraße. Die älteren Häuser am Bürgerbusch (mit den Nummern 1…4 und 6) wurden nun zum hinteren Teil des Bahnwegs mit den Nummern 90, 78, 50, 29 und 24. Diese Umstellung muss im Zeitraum zwischen 1909 und 1911 erfolgt sein weil die 1909 gebauten Häuser Nr. 15 und Nr. 24 noch mit der alten Nummerierung genannt sind während Häuser von 1911 von Anfang an unter den noch heute gültigen Nummern verzeichnet sind.

Im Bereich des Streekenwegs ist nur ein größerer Bau eingezeichnet. Dies dürfte die Fabrik sein. Allerdings ist kein Bahnanschluss mehr eingezeichnet. Der obere Teil des Bahnwegs ist nur gestrichelt eingezeichnet. Er verläuft parallel zur Bahntrasse.

Karte von Bürgerfelde 1938
Karte von 1938 Quelle Stadtmuseum Oldenburg

In der Karte von 1938 sind einige Häuser  am unteren Ende des Bahnwegs hinzugekommen.  Der „krumme Bahnweg“ ist nun eingezeichnet: Die Straße verschwenkt im mittleren Teil nach Osten, verläuft dort kurz parallel zur Bahn und endet allerdings kurz hinter der zweiten Kurve an einer Grundstücksgrenze. Mit der neuen Trassierung der Straße ist die Fläche auch weiter aufgeteilt: die beiden Flurstücke bei Haus Nr. 50 sind nun in 6 kleinere aufgeteilt worden.

Das Haus am Gartenbauamt ist hier auch eingezeichnet. Dieses Haus (mit der Nr. 70) wird allerdings dem Bürgerbuschweg zugeordnet, obwohl es sehr viel näher am Bahnweg liegt.

Auch das Gelände am heutigen Streekenweg  hat sich verändert: Auf dem Gelände der ehemaligen Fabrik sind jetzt viele kleine Grundstücke entstanden.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Bahnweg1948.jpg
Karte von 1948 Quelle: Stadtmuseum Oldenburg

Nach dem 2. Weltkrieg…die 50er Jahre

Eine Karte von 1948 zeigt hier keine wesentlichen Veränderungen. Allerdings ist die Darstellung dieser Karte stark vereinfacht sein und könnte daher auch Fehler enthalten. Der „krumme Bahnweg“ fehlt hier wie auch der „Wurmfortsatz“ des Bürgerbuschs, der unten bis an die Bahnstrecke geht.

Der krumme Bahnweg

Die Geschichte des krummen Bahnwegs scheint etwas komplizierter zu sein, denn obwohl bereits in der Karte von 1938 ein Teil des krummen Bahnwegs eingezeichnet ist fehlt er noch im Bebauungsplan von 1937 und ist erst am 26. Mai 1950 nachträglich „auf Grund des von den Anliegern beantragten, am 14.5.50 eingeleiteten Änderungsverfahren eingetragen worden“. Im Bebauungsplan endet der krumme Bahnweg als Sackgasse an der Grenze zum Grundstück von Haus Nr. 78. Nach Änderung des Bebauungsplans vergingen noch ein Jahrzehnt, bis an diesem Straßenabschnitt neue Häuser gebaut wurden.

Die 70er Jahre

Der Stadtteilentwicklungsplan Ofenerdiek : Ofenerdiek, Bürgerfelde, Dietrichsfeld ; Fassung lt. Ratsbeschluss v. 15.10.79 enthält viele Planzeichnungen, die auch die Gegend rund um den Bahnweg betreffen. Die Bahnstrecke nach Wilhelmshaven sollte nahezu im gesamten Stadtgebiet hochgelegt werden. In diesem Zusammenhang sollte auch ein Durchlass zwischen dem Gutspark Dietrichsfeld und dem Bürgerbusch hergestellt werden. Weiteres auch auf der Seiten Bürgerfelde und 70er Jahre.

Im Zeitraum der 60er und 70er Jahre wurde schwerpunktmäßig der krumme Bahnweg bebaut. In der Zeit danach konzentrierte sich der Neubau auf den dicken Bahnweg. Seit etwa 2000 sind nur noch wenige Baulücken neu bebaut worden.

Weitere Quellen

Im Oldenburger Häuserbuch Teil 2 Bd. 1 Ackerstr. – Donnerschweer Str. ist der Bahnweg auf S 353 wie folgt beschrieben:

Von der Feldstraße entlang der Bahnstrecke Oldenburg-Wilhelmshaven nach Norden bis zum Bürgerbuschweg führende Straße.Auszug aus Friedrich Schohusen, Die Oldenburger Straßennamen, 1977, Seite 31:„Der Weg liegt an der Eisenbahnlinie Oldenburg-Wilhelmshaven, die 1867 eingeweiht werden war. Damit war die Strecke in Verbindung mit der Linie nach Bremen der erste Anschluß des Oldenburger Landes an das deutsche Eisenbahnnetz, nachdem bereits 1847 Bremen und Hannover miteinander verbunden waren. Den Anstoß zum Bahnbau nach Wilhelmshaven (damals Heppens genannt} gab der Erwerb des Königlich Preußischen Jadegebietes 1853 im Staatsvertrag mit dem Großherzogtum Oldenburg zwecks Anlegung des Kriegshafens an der Jade.“

In einer Tabelle im Nachtragsband von 1983 (S. 70 ff.) gibt Friedrich Schohusen an, daß der Bahnweg 1880 seinen Namen erhielt, von Dietrich Kohl ist der Bahnweg nicht erwähnt.

Erste Bebauung: 1867 (Nr. 29).

Oldenburger Häuserbuch ; Teil 2 Bd. 1 : Straßen der Stadt Oldenburg, die im Jahre 1920 zur Stadt zählten und noch nicht im 1. Oldenburger Häuserbuch beschrieben sind Ackerstraße – Donnerschweer Straße / Autor Günter Wachtendorf

Auffällig ist, dass in diesem Zitat von 1977 nur der erste Satz den Bahnweg selbst betrifft. Der größte Teil des Textes befasst sich mit dem Bau der Bahnstrecke.

Die letzten 50 Jahre

Für die Zeit vor 2000 ist die Dokumentation für Neubauten sehr gut, aber insbesondere sind nicht alle Umbauten dokumentiert. Für die Zeit nach 2000 gibt es eine große Lücke, weil hier nur der aktuelle Bestand vorliegt. Hier ist die Hilfe der Nachbarn gefragt. Auch der Bau der von-Borries-Straße ist nicht nachvollziehbar. Das betrifft am Bahnweg aber nur das Haus Nr. 24, das beim Bau der Straße „verschwunden“ ist. Auf dem Grundstück steht heute das Haus Nr. 1 der von Borries-Straße.

Statistik

Nachfolgend ein Diagramm mit der Anzahl der jeweils pro Jahr fertiggestellten Häuser.

Anzahl der im jeweiligen Jahr erstmals fertiggestellten Häuser

Hier wird deutlich, dass nach dem Bau der ersten vier Häuser zunächst für Jahrzehnte kein weiteres Haus gebaut wurde. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts setzt eine Bautätigkeit ein, die aber durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges unterbrochen und, von wenigen Ausnahmen abgesehen, bis in die 50er Jahre anhielt. In den folgenden 4 Jahrzehnten wurde im Mittel pro Jahr ein neues Haus am Bahnweg fertiggestellt.

Für die Zeit nach 2000 fehlen noch Daten (für vier Häuser fehlt das Baujahr – das ist der rechte Balken der Grafik hinter 2019) aber auch mit korrekter Eintragung sieht es so aus, als ob die Bautätigkeit zurückgegangen ist. Das ist sicherlich nicht korrekt, denn die Grafik zeigt nur die neu bebauten Grundstücke. Es fehlen die Häuser, die nach Abriss oder Teilabriss neu gebaut wurden. Hier ist die Mithilfe der Nachbarn gefragt.

Wenn man die Entwicklung in die Zukunft projiziert dürfte also eine Bautätigkeit pro Jahr im Mittel für den Bahnweg „normal“ sein. Im Augenblick läuft es wohl noch auf eine weitere Verdichtung hinaus.

Wenn man die Baudaten nach Hausnummern ordnet fällt die Gliederung in drei Bereiche auf:

  • Im linken Abschnitt (dicker Bahnweg) bis Hausnummer 31 streut der Schwerpunkt der Bebauung im gesamten Bereich ab 1900.
  • Der mittlere Bereich (krummer Bahnweg) wurde erst ab etwa 1960 bebaut.
  • Im rechten Bereich (langer Bahnweg) ist kein Schwerpunkt in der Zeit der Bebauung erkennbar.

Im obigen Bild sind die Häuser mit Hausnummern A und B dicht an den Häusern mit der einfachen Nummer geplottet. Eine Darstellung mehrfacher Bebauung (nach Abriss) sind möglich und auch als Beispiel für die Nr. 16 eingetragen. Im Detail könnte man das sicherlich übersichtlicher darstellen, wenn die Grafik auf 3 Bilder aufgeteilt wird – hier als Beispiel der dicke Bahnweg:

Die Daten sind auf jeden Fall noch zu überarbeiten, denn für die Häuser 17, 17a fehlen die Umbaudaten noch und auch die Nr. 2 und 15 sind nur mit einem Beispieldatum für den Umbau eingetragen…hier fehlen Infos und Feedback…

Aktueller Stand

Situation 2023

Momentan gibt es eine größere Baustelle mit 2 Häusern am Bahnweg 23. Allerdings verzögerte sich der Bau. Nach einer längeren Pause ohne irgendwelche Bauarbeiten wurden aber inzwischen (Juni 22) die Bautätigkeiten wieder aufgenommen.

 Am Bahnweg 12 wurde ein neues Haus mit 4 Wohnungen fertiggestellt.

In beiden Fällen bedeutet das eine „Nachverdichtung“. Beim Haus Bahnweg 12 ist das Bestreben gut zu erkennen, alle Möglichkeiten des Baurechts auch auszunutzen. Um auf dem kleinen Grundstück die notwendigen Stellplätze unterbringen zu können wurden sie unter das Haus gelegt. Mit den Garagentoren sieht das Haus ein wenig aus wie eine Feuerwache.

Das Haus Bahnweg 84 wurde nach längerem Leerstand komplett neu ausgebaut und in eine Kindertagesstätte umgewandelt.

Im Rahmen des Bahnausbaus ist am langen Bahnweg die Lärmschutzwand fertiggestellt. Die Bahnstrecke selbst verläuft derzeit nur eingleisig und geht in Höhe der Supermärkte (auf der anderen Bahnseite) in eine Umgehungsstrecke parallel zur Bahntrasse über. Auf der Bahnwegseite wurde der Gleiskörper entfernt und durch eine Baustraße ersetzt. Am sichtbarsten ist die Baustelle in Höhe der „Froschwiese“, wo zwischen Bahnweg und Bahntrasse die komplette Vegetation beseitigt wurde, so dass man derzeit dort eine freie Sicht bis zum Bahnübergang Alexanderstraße hat.