Erschließung der Grundstücke
Im Adressbuch von 1882 sind die ersten Häuser am Bahnweg unter den Nummern 59, 64, 65 und 66 eingetragen. Dabei scheint es sich um eine bezirksübergreifende fortlaufende Nummer zu handeln. Nebeneinanderliegende Häuser können so weit auseinanderliegende Nummern haben. Später wurde der Bahnweg dann von Nord nach Süd durchnummeriert, was der roten Beschriftung auf der Karte entspricht. Vor 1911 gebaute Häuser waren anfangs mit den Hausnummern 1…6 durchnummereriert. In der Zeit um 1911 wurden in Oldenburg die Hausnummern in vielen Straßen geändert. Auch der Bahnweg war davon betroffen, so daß bei den Nummern 1-6 darauf geachtet werden muss, ob hier evtl. die alte Numerierung vor 1911 zugrundeliegt.
Aus den Plänen in der Vergangenheit ist der Verlauf des oberen Bahnwegs oft uneindeutig.
- Auf einigen Karten ist direkt neben der Bahnstrecke ein Weg zum Bürgerbuschweg eingezeichnet,
- andere Karten zeigen den Randweg am Bürgerbusch und
- oft sind beide Wege eingezeichnet.
Die beiden Routen sieht man heute am besten, wenn man vom Bürgerbuschweg aus in den Bahnweg kommt, auch wenn vom Parallelweg zur Bahn nur noch der mittlere Teil übriggeblieben ist:
Nach dem Einbiegen in den Bahnweg gabelt sich die Straße in eine schnurgerade verlaufende Wegstrecke, die am Gartenbauamt vorbei bis zur anderen Seite des Bürgerbusches führt und den nach rechts abknickenden Bahnweg, der dann für etwa 200m direkt an der Bahnstrecke entlang verläuft.
Der geradeauslaufende Weg ist bis zum Parkplatz des Gartenbauamts asphaltiert, geht dann in einen breiten Streifen mit Kopfsteinpflaster über, um dann als ungepflasterter Waldweg hinter den Grundstücken des Bahnwegs weiter bis an den nördlichen Rand des Bürgerbuschs zu führen. In einigen aktuellen Karten werden Abschnitte dieser Wegsstrecke als Peterstraße bezeichnet. Dies mag sogar ein Grund sein, weshalb hier immer mal wieder LKWs „gestrandet“ sind, die in die Peterstraße in der Innenstadt wollten.
Dass im Jahre 1935 beide Wege zumindest für Spaziergänger möglich waren zeigt ein Artikel der „Nachrichten für Stadt und Land“: In der Ausgabe vom 19. April 1936 werden unter „Oldenburger Wanderungen“ mehrere Touren beschrieben, die auch über den Bahnweg führen.
So steht bei der Tour 33
Wir wandern die erste Feldstraße weiter bis zur zweiten Straße links, dem Bahnweg. Dieser wundervollen Eichenallee folgend, beginnt jetzt der schönste Teil der Tour. Bei einer Zweigung des Weges nehmen wir den Fußweg geradeaus an der Bahn entlang. Hier zeigt sich uns rechts etwas zurückliegend der Große Bürgerbusch. Ein reizvolles Bild bieten die drei in gleichen Abständen davorliegenden Häuschen.
Die Tour 34 verläuft bis zur Weggabelung wie die vorige. Diesmal statt des Wegs an der Bahn der Weg rechts ab durch den Bürgerbusch vorgeschlagen. Auch hier wird dieser Teil als schönster Teil der Tour beschrieben.
Am äußeren Rand des B-Plans 293 links der Bahn ist auch der Bahnweg aus der Zeit um 1964 zu sehen. Damals verlief der Weg direkt neben der Bahn vom Bürgerbuschweg bis zum Grundstück vom Haus Nr. 96. Der weitere Verlauf wird nur durch eine gestrichelte Linie angedeutet. Auf den danach folgenden 3 Flurstücken sind an der Bahnseite bereits großzügig Flächen abgeteilt, die deutlich breiter sind als die Straße. Nur das damals noch deutlich größere Flurstück Hausnummer 78 ist hier noch ungeteilt. Hier liegt die heutige Verbindung zum krummen Bahnweg.
Der (aktuell gültige) Bebauungsplan 411 vom 16.7.1971, der für das Gebiet des unteren Bahnwegs mit von Borris-Strasse gilt zeigt in einem kleinen Übersichtsplan den gesamten Bahnweg. Dort besteht der Bahnweg aus 3 Abschnitten,
- dem unteren Abschnitt von der Feldstraße bis zur Bahn (hier rot eingefärbt)
- und dem oberen Abschnitt, der vom Bürgerbuschweg aus parallel zur Bahn verläuft. Allerdings „versickert“ dieser Strassenabschnitt etwa auf Höhe der Nr. 96 von wo ab die Straße nur noch gestrichelt eingezeichnet ist, bis sie dann etwa in Höhe der Nr. 78 endet!?
- Von der anderen Seite schlängelt sich der krumme Bahnweg bis etwa zur Nr. 66, um dort in einem Wendeplatz zu enden.
Zusätzlich ist der Wirtschaftsweg am Rand des Bürgerbusches eingezeichnet.
Bis in die Zeit um 1920 gab es keine Elektrizitätsversorgung. In den 30er Jahren war der Bahnweg noch ungepflastert.
Während Freileitungen für die die Elektrizitätsversorgung weitgehend unabhängig vom Straßenverlauf verlegt werden konnten war der Ausbau des Abwassernetzes in den 60er Jahren sicherlich nur möglich, wenn die Lage der Straßen exakt festgelegt waren. Daher erscheint der „Lückenschluss“ am oberen Ende des krummen Bahnwegs letztendlich sinnvoll. Aber gerade hier gibt es noch offene Fragen…
Die Planung der 50er und 60er-Jahre hatte eine autogerechte Stadt zum Ziel. In diesem Zusammenhang hatte sich die Stadt teilweise großzügig Flächen gesichert, während die bestehende Bebauung und die vorhandenen Grundstücksgrenzen an einigen Stellen einem solchen Ausbau im Weg standen – und auch heute noch stehen. (siehe z.B. Bebauungsplan 411). So steht z.B. das Eckhaus zur von-Borries-Strasse (Bahnweg Nr. 22) zu einem Drittel auf einer „nicht überbaubaren Grundstücksfläche“. Hier sollte wohl ein überdimensioniertes Sichtdreieck entstehen…
In den textlichen Festsetzungen des Bebauungsplans wurde übrigens auch der „Endausbau des Bahnwegs“ erwähnt, der wohl hoffentlich nie erfolgt. Fußgänger würden auf Bürgersteige verbannt und Radfahrer kamen da nicht vor… der „Endausbau“ wäre sicherlich aus heutiger Sicht nicht mehr erstrebenswert…
Der Hinterlängsweg zum Bahnweg
Der Weg am Gartenbauamt vorbei führt nach 500m der Weg auf eine Kreuzung, von der dann rechts ein etwa 150m langer Weg direkt zum Bahnweg zurück führt. Für Fußgänger und Radfahrer ist dies weiterhin eine Alternative zum Bahnweg. Dieser „Hinterlängsweg“ ist in den Daten des Landesamts für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen auch weiterhin als Wirtschaftsweg gelistet im Unterschied zu den anderen Wegen im Bürgerbusch, die als Fuß- und Radwege gekennzeichnet sind.